Marinaha

Marinaha

Die Kulinaindianer leben im Amazonasgebiet Brasiliens und Perus. In der Vergangenheit lebten die Kulina völlig autark, das heißt sie waren nur von sich selbst und der sie umgebenden Natur abhängig.

Seit grauer Vorzeit lernten sie, im Dschungel zu überleben. Die Männer gehen täglich fischen und jagen, die Frauen bearbeiten ihre Pflanzungen und sorgen sich um die Kinder und den Haushalt. Sie sprechen ihre eigene Sprache Madihá oder Kulina.

Durch ihren animistischen Glauben ist ihr Leben sehr von schamanistischen Riten und spirituellen Ängsten begleitet. Mit Hilfe eines komplizierten Verhaltenskodex und Schamanen versuchen sie die Geister des Regenwalds friedlich zu stimmen und zu ihren Gunsten zu manipulieren.

Vor 100 Jahren kamen sie zum ersten Mal mit Rohgummisuchern in Kontakt. Seitdem erleben sie, wie sich die westliche Kultur explosionsartig immer mehr verändert. Die brasilianischen Kleinstädte nahe ihrer Reservatsgrenzen hören nicht auf zu wachsen. Dort werden sie durch ihre indianische Sprach- und Kulturbarriere oft diskriminiert.

Alkoholmissbrauch

Alle indigenen Völker Brasiliens erhalten finanzielle Unterstützung vom Staat (ähnlich der deutschen Sozialhilfe). Diese mag zwar gut gemeint sein, nimmt den Kulina aber mitunter die Notwendigkeit, sich selbst zu versorgen, so dass viele regelmäßig in nahegelegene Städte gehen, um ihre Sozialhilfe abzuholen und Alkohol zu kaufen. Die traurige Konsequenz ist, dass manche ihre Felder verkommen lassen, dem traditionellen Lebensstil nicht weiter folgen und stattdessen abhängig von der Sozialhilfe und dem Alkohol leben.

Der übermäßige Alkoholkonsum fördert die Gewaltbereitschaft der Kulina untereinander, aber auch sich selbst gegenüber, bis hin zum Suizid. Er zerstört ganze Familien und führt immer mehr zum Verfall der Kultur. Die Bildungssituation der Kulina ist trotz der staatlichen Grundschulen, die in den meisten Dörfern vorhanden sind, prekär. Viele Kulina können weder lesen, schreiben noch portugiesisch sprechen.

Perspektivlosigkeit

Alkoholmissbrauch und der Verfall der Kultur innerhalb der Dörfer, auf der anderen Seite ein extremer Mangel an Bildung, die Sprachbarriere und konfliktbelastete Beziehungen zu den Brasilianern in den umliegenden Städten. Früh verlieren viele ihr Leben durch Mord, Krankheit und Unfall. Jugendliche wachsen als Halb- oder Vollwaisen auf, wollen nicht mehr der Stammestradition folgen, haben keinen Zugang zur Bildung und landen im gleichen Teufelskreis der Alkoholabhängigkeit.

All das führt zu Identitätsverlust und Hoffnungs- und Perspektivlosigkeit. Die extrem hohe Selbstmordrate unter den jugendlichen Kulina ist alarmierend.

Bildung

„Marinaha“ ist Kulina und bedeutet „Am Wissen festhalten“. Im Bildungszentrum Marinaha soll dabei nicht nur das schulische Wissen gefördert, sondern auch das kulturelle Wissen der Kulina bewahrt werden.
Jugendliche aus verschiedenen Kulina-Dörfern sind eingeladen, drei Jahre lang im Bildungszentrum zu leben und zu lernen. So sollen sie die Chance bekommen, sich an die aktuellen Veränderungen und Herausforderungen anzupassen, die ihnen sowohl in ihren Dörfern als auch in den sie umgebenden Städten begegnen.
Marinaha stützt sich dabei auf verschiedene Bereiche, wie den schulischen und den berufsfördernden Bereich.

Im schulischen Bereich sollen die Schüler in ihrem Basiswissen gefördert werden, damit sie Anschluss an das städtische Schulsystem haben. Durch Kurse und Praktika sollen sie an die herkömmlichen Berufszweige herangeführt werden. So haben sie die Möglichkeit, ihre Lebensbedingungen in den Dörfern zu verbessern, können aber auch bezahlte Arbeiten in den umliegenden Städten finden.

Eine Perspektive

Die Ausbildung der Jugendlichen zeigt ihnen, dass es einen Weg abseits von Alkohol gibt. Sie gewinnen Selbstständigkeit und lernen, mit den Veränderungen der Welt klarzukommen. Das schenkt ihnen eine neue Perspektive.

Außerdem sollen langfristig Jugendliche als zukünftige geistliche Leiter ausgebildet werden. Damit fördert das Projekt Marinaha den Prozess zur Gründung selbständiger Gemeinden im Volksstamm der Kulina, die ihnen Hoffnung, Halt und Heimat in einer sich verändernden Welt bieten.

 

Projektberichte

Projekt Marinaha

Die Kulinaindianer (ca. 4000) … leben im äußersten Westen Amazoniens in ca. 40 Siedlungen entlang verschiedener Nebenflüsse des Amazonas, weitere 2000 in Peru. Seit grauer Vorzeit lernten sie im Dschungel zu überleben. Die Männer gehen täglich fischen und jagen, die Frauen bearbeiten ihre Pflanzungen und sorgen sich um die Kinder und den Haushalt. Sie sprechen ihre eigene Sprache Madihá o.Kulina. Mit Hilfe eines komplizierten Verhaltenskodex und Schamanen versuchen sie die Geister des Regenwalds friedlich zu stimmen und zu ihren Gunsten zu manipulieren. Vor 100 Jahren kamen sie zum ersten Mal mit Rohgummisuchern in Kontakt, seitdem erleben sie, wie sich die westliche Kultur explosionsartig immer mehr verändert. Die brasilianischen Kleinstädte nahe ihrer Reservatsgrenzen hören nicht auf zu wachsen. Dort werden sie durch ihre indianische Sprach- und Kulturbarriere oft diskriminiert.

Die Problematik … spiegelt sich im massiven Gesellschaftswandel: stammeseigene Werte, Prinzipien und ihre Identität zerbrechen. Für viele Kulinaindianer ist der Alkohol die größte Versuchung. Der übermäßige, fast tägliche Alkoholkonsum führt zu traurigen Konsequenzen. Früh verlieren viele ihr Leben durch Mord, Krankheit und Unfall. Jugendliche wachsen als Halb- oder Vollwaisen auf, wollen nicht mehr der Stammestradition folgen, haben keinen Zugang zur Bildung und landen im gleichen Teufelskreis der Alkoholabhängigkeit. Orientierungslos, entwurzelt und ohne Hoffnung begehen viele Suizid.

Der Ruf … ibihi acco ticanemanahi („Helft uns“)! Diesen verzweifelten Ruf der Stammesführer der Indianersiedlungen Cacau, Aruana, Macapá und Piau hören wir schon lange. Irgendwie muss der Bildungsnot und Selbstzerstörungstendenz besonders unter Jugendlichen begegnet werden. Wir nehmen das Anliegen ernst, hatten aber bisher nur wenig Möglichkeiten, konkrete Schritte in diese Richtung zu gehen. Jahrelang waren wir mit dem Sprach- und Kulturstudium beschäftigt. So gut es ging, gaben wir den Kulinaindianern mit einheimischen Helfern das Wort Gottes weiter.

Kulinasprache: „das, was es festzuhalten gilt oder gelernt werden soll“

Der Plan … gewinnt Gestalt. Aus verschiedenen Dörfern möchten wir jugendliche Kulinaindianer in eine betreute Wohngemeinschaft einladen, einem Kultur- und Schulzentrum Marinaha in der Kleinstadt Envira. Gemeinsam können sie dort Gottes Wort in ihrer Herzenssprache hören, lernen schulische Grundkenntnisse und praktische Fähigkeiten in verschiedenen Bereichen der örtlichen Gegebenheiten unter Beachtung ihrer eigenen Ressourcen (Gartenanbau, Landwirtschaft, Gesundheit etc.). Dies alles soll die Jugendlichen nachhaltig fördern, ihnen zur Selbstständigkeit im geistlichen wie auch im praktischen Leben verhelfen und die ganze Situation positiv beeinflussen um besser zurechtkommen zu können.

Das Bauland … konnte schon finanziert werden. Maßgeblich half dabei die große Spende eines Sponsorenlaufs (dynamis4you 2012), wovon zwei Häuser in Envira gekauft wurden. Eines dieser Häuser tauschten wir gegen ein 1 ha großes Bauland ein. Darauf soll nun der Aufbau einer kompletten Infrastruktur des Bildungszentrums Marinaha im Oktober 2017 begonnen werden.

Die Mitarbeiter … zogen letztes Jahr zu uns nach Envira, die wie wir das Anliegen haben, das Projekt zu starten. Wir sind nun drei Familien, weitere folgen. Das Besondere dabei ist, dass einige selbst Indianer sind, vom Stamm der Kulina und aus anderen Stämmen. Die Schirmherrschaft für das Projekt hat die Allianz-Mission (AM) in Deutschland und Brasilien übernommen. Über sie arbeiten wir vor Ort. Sie leitet die Spenden für den Projektaufbau weiter.

 

Wie kann den jugendlichen Kulinaindianern geholfen werden?

  • Beten wir, dass der Plan gelingt, mit allem, was dazugehört.
  • Setzen wir uns dafür ein, dass der Aufbau eines Trägerkreises durch Missionen, Gemeinden und Freunde in Deutschland und vor allem in Brasilien gelingt. (Unseren indianisch-brasilianischen Mitarbeitern fehlen brasilianische Gemeinden, die sie geistlich und materiell unterstützen können.)
  • Helfen wir im praktischen Aufbau, z. B. durch einen Kurz- oder Langzeiteinsatz.
  • Fördern wir Jugendliche beim Eingliederungsprozess durch eine Patenschaft.
  • Investieren wir in die Ausbildung der zukünftigen indianischen geistlichen Leiter zur Gründung selbständiger Gemeinden.